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Luft anhalten und durch... | |
Viele Einsteiger ins statische Schießen mit Pistole und Revolver kennen das Problem: Obwohl Hersteller, Handel und unabhängige Tests eine gute Trefferleistung versprechen, trifft die Waffe einfach nicht ins Schwarze. Mit ein paar Kniffen lässt sich das jedoch beheben. | |
Die Ursachen für schlechte Trefferleistungensind bei Einsteigern in aller Regel in der Schießtechnik zu suchen.Die meisten Waffen liefern viel kleinere Streukreise als die Schießkünstedes Schützen. | |
Wie
erklärte mir doch der Käufer einer nagelneuen SIG 210 in 9 mm Para für
deutlich über 2000 Mark verzweifelt: »Ich weiß auch nicht, aber meine
Pistole trifft einfach nichts«. Jedoch liess der Mann sich rasch
beruhigen. Denn an der Waffe lag es garantiert nicht, viel eher am Schützen
selbst. Und damit stand er nicht alleine. Denn ohne fachkundige
Anleitung streut der Novize die meisten Projektile um das Schwarze
herum, anstatt sie in die 8, 9 oder 10 zu stanzen. Das gilt gleichermaßen
für Klein- und Großkaliber.
Die Fehler liegen im wesentlichen in diesen Punkten: • Körperhaltung Sie lassen sich allerdings leicht beseitigen. . |
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Auf diese Weise steht der Schütze stabil. | |
Position
der Waffe Die Waffe muss von Schuss zu Schuss und von Serie zu Serie die gleiche Haltung in der Hand einnehmen. Am besten setzt der Schütze die Waffe mit der freien Hand in die Schusshand und achtet darauf, dass Griffrücken und Handspanne sich stets an der gleichen Stelle berühren. Erst jetzt schließt sich die Schusshand um den Griff. |
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Bei einem Rechtshänder legt die linke Hand die Waffe stets in gleicher Position in die Schusshand. | |
Winkel
des Zeigefingers Liegt das vorderste Glied des Zeigefingers nicht parallel zum Abzugszüngel, sind seitliche Ausreißer vorprogrammiert. Denn auf diese Weise zieht der Finger den Abzug nicht geradlinig zurück, sondern übt seitlichen Druck aus, was die gesamte Waffe aus dem Ziel bringt. Deshalb sollte schon vor dem Kauf darauf geachtet werden, dass Griffumfang und Position des Züngels zur jeweiligen Hand passen. |
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Das vorderste Fingerglied muss im Winkel von 90 Grad zum Abzug stehen. Der Mittelfinger stützt den Abzugsbügel von unten. | |
Belastung
des Waffenarms Das Absenken der Waffe nach jedem Schuss entlastet den Waffenarm und gestattet ihm eine kurze Erholung. Wer dagegen drei, fünf oder mehr Schüsse aus dem gleichen Anschlag abgibt, darf sich über vorzeitiges Zittern nicht wundern. |
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Nach dem Absenken der Waffen können sich die Muskeln entspannen. | |
Atemtechnik Das wesentliche zur Atemtechnik können Fernsehzuschauer bereits im Spielfilm »Die Blechtrommel« lernen, wo ein polnischer Widerstandskämpfer seinen Kameraden den richtigen Umgang mit Waffen erklärt. Kurzum: Die Waffe ins Ziel heben, einige Male ruhig durchatmen, dann am Ende des Ausatmens die Luft anhalten und drei bis zehn Sekunden danach den Schuss abgeben. In dieser Zeit schlägt das Herz ab ruhigsten und der Körper erfährt die wenigsten Schwingungen. Zielbild Kein Schütze kann Kimme, Korn und Ziel gleichzeitig scharf sehen. Deshalb muss er sich auf einen engen Bereich konzentrieren, was entweder Kimme und Korn oder das Ziel bedeutet. Der übrige Bereich erscheint unscharf. Die Wahl sollte unbedingt auf die Zielhilfen fallen, da nur scharfes Sehen sie optimal in Übereinstimmung bringen kann. Ein etwas unscharf erscheinendes Ziel ist das kleinere Übel. |
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Kimme
und Korn sind bei richtigem Sehen beide fast scharf zu erkennen. Das Ziel erscheint dagegen unscharf. |
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Anhalten Die Waffe völlig ruhig halten geht nicht. Vielmehr kreist sie in etwa zickzack-förmigen Schlingen um den Haltepunkt. Es gilt allerdings, diese Bewegung in möglichst engen Grenzen zu halten, was Spitzenschützen hervorragend beherrschen. Fällt der Schuss irgendwann in dieser Bewegung ohne weitere Fehler, liegt der Treffer zumindest sehr nahe am anvisierten Punkt. |
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Die Waffenmündung kreist vor dem Abziehen zwangsläufig innerhalb des Haltekreises, statt ruhig auf einem Punkt zu stehen. Dabei kreuzt sie immer wieder den Haltepunkt. Je kleiner der Kreis, desto größer ist die Chance auf einen guten Treffer. | |
Angst
vor dem Schuss Vor allem viele Großkaliberschützen fürchten sich trotz Gehörschutz vor dem Schussknall und dem Rückstoß. Dann kommt es rasch zu Schweißausbrüchen und schwer kontrollierbarem Zittern. Zudem sind alle guten Ratschläge schnell vergessen. Gegen dieses übel hilft am besten reichliches Schießen, bis die Nebenwirkungen des Schusses als normal betrachtet werden. |
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Angst vor dem Schuss führt zu den größten Streukreisen. | |
Abdrücken Der Schuss muss selbst für den Schützen überraschend kommen. Bewusstes Abdrücken mit dem Gedanken »Jetzt!!!« im Kopf führt nur zum übereilten Durchreißen des Züngels und damit zum Verreißen der kompletten Waffe. Besser zieht der Zeigefinger mit gleichmäßigem Druck das Züngel zurück, während der Schütze sich auf das ruhige Anhalten konzentriert. Der Schuss bricht dann irgendwann völlig überraschend. Nachhalten Sobald der Schuss gefallen ist, neigen viele Schützen zum sofortigen Absetzen oder dem erneuten Erfassen des Ziels – selbst wenn die Disziplin das nicht vorsieht. Damit vergibt er allerdings die Zeit zu einer nützlichen Nachbetrachtung über den Verlauf des Schusses, die sich sehr gut zum Erkennen von möglichen Fehlern nutzen lässt. Wer diese Tipps beherzigt, wird bald seine Streukreise drastisch verkleinern. Damit ist Schluss mit dem Frust über scheinbar unerklärliche »Ausreißer« und das Schießen macht noch mal so viel Spaß. Nicht zuletzt kann man endlich bei Wettkämpfen erfolgreich mitmischen. Und wer irgendwann zu Actiondisziplinen übergeht oder sie ebenfalls schießt, wird genauso von diesem Basiswissen profitieren – Luft anhalten und durch. @ |
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